Fluoreszenz-Fotografie


Theorie

Das Fotografieren latenter Abdrücke, die mit fluoreszierenden Pulvern oder Farbstoffen entwickelt wurden, unterscheidet sich grundsätzlich nicht vom Fotografieren mit einem Stroboskop oder bei Sonnenschein. Die vier Elemente der Fotografie (Film, Licht, Blende und Verschlußzeit) sind auch hier gegeben. Lediglich die Art des verwendeten Lichts ist anders. Denken Sie an die Redewendung der Fotografen: "was man sehen kann, kann man auch fotografieren".

Der latente Fingerabdruck, der unter einer forensischen Lichtquelle fluoresziert, wird durch eine Filterbrille betrachtet. Um hiervon ein Foto zu machen, muß daher ein Filter der gleichen Farbe auf der Kamera verwendet werden. Die Filterfarbe und Wellenlänge des Lichts, die für das Auge den besten Kontrast bieten, sind auch für das Foto zu verwenden. Wenn z.B. eine rote Brille bei einer Wellenlänge von 570 nm an der forensischen Lichtquelle den latenten Abdruck mit optimalem Kontrast zeigt, ist auch ein roter Filter an der Kamera und die gleiche Wellenlänge für das Foto zu verwenden.


Fotoausrüstung

Im Labor können Kameras auf einem Kopierstand verwendet werden, wie z.B. die Polaroid MP-4 oder MP-4 Plus. Diese Kameras haben den Vorteil, großformatige Filme zu verwenden, sodaß man eine ganze Handfläche oder mehrere Finger auf dem gleichen Filmblatt in 1:1-Originalgröße fotografieren kann.

Am Tatort wird üblicherweise eine 35 mm Kamera verwendet. Hiermit können einmal die normalen Tatort-Aufnahmen gemacht werden und gleichzeitig Fotos der latenten Abdrücke. Diese Abdrücke sollten in 1:1-Originalgröße aufgenommen werden. Abdrücke, die kleiner als 1:1 fotografiert werden, lassen nicht alle Rippendetails deutlich erkennen. Wenn die vorhandene 35 mm Kamera keine Brennweite von 1:1 bietet, kann ein entsprechender Adapter*)angebracht werden, um ein 1:1-Negativ herzustellen. Weil die Belichtungszeit recht lang sein kann, ist es erforderlich, ein Stativ zu benutzen. Wenn sich die Abdrücke auf einer festen horizontalen Fläche befinden, kann man auch den Lightning 1:1 Adapter statt eines Stativs verwenden. Autofocus-Kameras sollten auf manuelle Tiefenschärfe eingestellt werden. Auch ein Fernauslöse-Kabel ist sinnvoll, um ein versehentliches Bewegen der Kamera beim Betätigen des Auslösers zu vermeiden.

Lightning 1:1 AdapterAdapter als

Links: Lightning 1:1 Adapter
Rechts: Lightning 1:1 Adapter als "Stativ"

*)
Best.-Nr. 62049 Lightning 1:1 Adapter für Objektive mit 49 mm Durchmesser
Best.-Nr. 62052 Lightning 1:1 Adapter für Objektive mit 52 mm Durchmesser
Best.-Nr. 62055 Lightning 1:1 Adapter für Objektive mit 55 mm Durchmesser


Wenn ein größeres Format von 82 x 108 mm gewünscht wird, ist die Polaroid Spectra eine leicht zu handhabende Kamera für diese Art von Aufnahmen am Tatort. Sie paßt auf einen 1:1-Kopierstand, der gegen eine Wand gehalten oder auf eine andere Fläche oder ein Objekt gestellt werden kann. Der Vorteil eines Polaroid-Films liegt darin, daß das Ergebnis der Aufnahme sofort vor Verlassen des Tatorts betrachtet werden kann. Der Nachteil ist jedoch, daß es kein Negativ gibt.


Kamerafilter

Wenn der fluoreszierende Abdruck mit einer orangefarbigen Brille betrachtet werden kann, setzen Sie einen orangefarbigen Filter auf die Kamera. Wenn der Abdruck mit einer roten Brille besser gesehen werden kann, verwenden Sie einen roten Filter für die Kamera. Man sollte einen Satz von drei Filtern (orange, rot und gelb) verfügbar haben. Zur Not kann man auch eine Filterbrille der entsprechenden Farbe vor die Kameralinse halten. Wir haben festgestellt, daß folgende Filter gute Ergebnisse bieten: Nikon 056 = orange, Wratten 29 = rot und Wratten 15 = gelb. Qualitätsfilter anderer namhafter Hersteller sollten ebenfalls ohne Probleme verwendet werden können. Wenn ein langwelliges UV-Licht benutzt wird, ist kein Filter erforderlich.


Filme

Die meisten Arten von Filmen, die für allgemeine Tatort-Aufnahmen verwendet werden, sind auch für die Fluoreszenz-Fotografie geeignet. Es ist also in der Regel hierfür nicht erforderlich, einen teilweise belichteten Film aus der Kamera zu nehmen und durch einen Spezial-Film zu ersetzen. Schwarz/Weiß- oder panchromatische Filme, Color-Dia- oder Negativ-Filme können verwendet werden. Auch eine spezielle Entwicklung in der Dunkelkammer ist nicht erforderlich. Beispiele geeigneter Schwarz/Weiß-Filme sind Kodak T-Max 100 oder 400 und Ilford XP2. Ein spezieller Film für Aufnahmen mit größerem Kontrast ist der Kodak Technical Pan, der in Rollen oder Einzelblättern verfügbar ist. Polaroid Dia-Filme sind gut für Aufnahmen am Tatort geeignet, da sie sofort vor Ort entwickelt werden können, um die Ergebnisse zu betrachten. Vorzüge bei der Fluoreszenz-Fotografie hat auch ein Dia-Film, da dieser auf normalem Schwarz/Weiß-Fotopapier abgezogen werden kann, wobei die sich ergebenden latenten Abdrücke schwarz auf einem hellfarbigen Untergrund erscheinen.


Belichtung

Wie bei allen Nahaufnahmen sollte eine mittlere bis kleine Blende gewählt werden. Empfohlene Einstellungen sind f/11 oder f/16. Bei einer Kamera mit Blendenautomatik wird die Verschlußzeit auf "manuell" oder "automatisch" eingestellt. Bei manueller Einstellung der Verschlußzeit ist es natürlich erforderlich, die richtigen Belichtungszeiten zu kennen. In jedem Fall ist es empfehlenswert, am Tatort Aufnahmen mit verschiedenen Belichtungszeiten zu machen. Wenn Sie z.B. in einem konkreten Fall die Belichtung mit 5 Sekunden einschätzen, sollten zusätzlich Fotos mit 3 und mit 8 Sekunden gemacht werden, um die richtige Belichtungszeit einzugrenzen.

Beispielsweise wurde das nachstehende Foto mit einer Blende f/16 und einer Belichtungszeit von 5 Sekunden gemacht. Verwendet wurden bei diesem Versuch ein Omnichrome OP-1000 bei 485 nm als forensische Lichtquelle, die fluoreszierenden Magnetpulver Blitz-Red™ und Blitz-Green™, eine orangefarbige Filterbrille und ein Filter Nikon 056 (orange) auf der Kamera Olympus OM-2N mit 50 mm Objektiv, ein Lightning 1:1 Adapter und ein Polaroid Polapan Dia-Film (ASA 125). Die Aufnahme wurde zusätzlich mit Belichtungszeiten von 2 und 8 Sekunden eingegrenzt.




Aufnahme mit Polaroid Polapan Dia-Film, Abzüge auf Kodak Polycontrast Rapid II RC Schwarz/Weiß Fotopapier. Der latente Abdruck auf der linken Seite wurde mit dem fluoreszierenden Magnetpulver Blitz-Green™, der auf der rechten Seite mit Blitz-Red™ entwickelt.





Es wurden weitere Versuche bei Einstellung der automatischen Verschlußzeit an der Kamera durchgeführt, wobei sich hervorragende Resultate bei Blende f/11 und f/16 ergaben. Dann wurden die Aufnahmen mit einem Ilford XP2 Schwarz/Weiß-Film (ASA 400) wiederholt, der überragende Ergebnisse brachte. Hierbei brachte der Automatik-Modus der Kamera optimale Resultate. Als Startkonfiguration wird eine Blende von f/16 bei 2 Sekunden empfohlen.


Maßbänder

Es ist immer empfehlenswert, einen Maßstab in das Foto zu legen, selbst bei einer 1:1 Aufnahme. Wenn die Genauigkeit angezweifelt wird, kann die korrekte Größe des Fotos anhand des Maßstabs nachgewiesen werden.

Ideal hierfür sind die 20 mm-Maßbänder, da sie aufgrund ihrer geringen Größe problemlos in einem 1:1 Foto untergebracht werden können. Durch die nicht-permanente Klebeschicht haften sie auf jeder Oberfläche, einschl. Papier, und können später ohne Beschädigung des Untergrunds wieder entfernt werden.

Maßstäbe

Eine Übersicht über die lieferbaren Maßbänder finden Sie hier: Lineale und Maßskalen


Forensische Lichtquellen

Fluoreszierende Pulver

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