Coleman Vacu-Print™

Technische Hinweise


Einleitung

Das Coleman Vacu-Print™-Gerät ermöglicht die Bedampfung von Beweisstücken mit Superkleber in einer luftleeren, abgedichteten Kammer. Der Einsatz von Vakuum-Technologie ist für diesen Anwendungsbereich noch relativ neu. Diese Methode entwickelt latente Fingerabdrücke, ohne übermäßige Ablagerungen auf der Oberfläche des Beweisstücks zu bilden, und ermöglicht somit eine leichtere Weiterbehandlung. Durch diesen Effekt ist auch eine anschließende Farbbehandlung zur Fluoreszenz-Untersuchung erheblich wirkungsvoller. Farbstoffe wie z.B. Rhodamin 6G und Ardrox haften an den Kleberrückständen auf dem Objekt. Bei einem übermäßigen Aufbau von Kleberrückständen färbt der Farbstoff alles ein, wodurch die gesamte Fläche fluoresziert und eventuell Rippendetails überdeckt werden können.


Warnung

NIEMALS unter Druck stehende Objekte, wie z.B. verschlossene Limonadendosen, verschlossene Glasflaschen oder Aerosol-Dosen, in die Kammer stellen. Diese können sich bei der Evakuierung des Luftdrucks aus der Kammer sehr schnell ausdehnen oder sogar explodieren, was zu Verletzungen führen kann.


Geräte-Bestandteile

Das Coleman Vacu-Print™-Set besteht aus einer Vakuumpumpe und einer Bedampfungskammer. An der Bedampfungskammer sind ein Manometer, ein Ablaßventil und eine Schlauchverschraubung angebracht. Das Manometer zeigt den Unterdruck in der Kammer in Zoll Quecksilbersäule ("Hg) an (Umrechnungstabelle für mbar liegt bei). Über das Ablaßventil wird Luft zurück in die Kammer geleitet. Die Schlauchverschraubung dient zum Anschluß des Schlauchs von der Pumpe an die Kammer. Die Vakuum-Elektropumpe hat einen Motor von 0,25 kW zum Anschluß an 230 V Wechselstrom und bietet eine Saugleistung von ca. 85.000 cm³/min.


Arbeitsweise

Zur Untersuchung der Beweisstücke werden diese in die Coleman Vacu-Print™-Kammer gelegt. Hierbei ist es nicht erforderlich, z.B. eine Abfalltüte auseinanderzufalten oder viel Platz zwischen den einzelnen Objekten zu lassen. Bei Verwendung von Flüssigkleber sollten einige Tropfen (ca. 2-3 ml) in einem kleinen Gefäß oder einem entsprechend gefalteten Stück Alufolie in die Kammer gestellt werden. Bei Verwendung der Hard Evidence™ Beutel, die von uns wegen optimaler Ergebnisse empfohlen werden, wird ein etwa 1 - 1,5 cm schmaler Streifen abgeschnitten und mit Klebeband an der Innenwand der Kammer befestigt. Anschließend wird der Deckel auf die Kammer gelegt und das Ablaßventil geschlossen.




Vakuumpumpe einschalten, Gasballast-Ventil eine halbe Umdrehung öffnen und Absperrventil in Stellung "offen" bringen. Je nach Umgebungstemperatur kann es erforderlich sein, zur ordnungsgemäßen Abdichtung der Kammer den Deckel etwas anzudrücken bis der Absaugvorgang beginnt. Etwa 5 - 10 Sekunden danach das Gasballast-Ventil schließen. Die Kammer bis etwa -25" Hg (ca. 166 mbar) evakuieren, was etwa 60 - 75 Sekunden dauern sollte. Sobald dieser Wert am Manometer angezeigt wird, Absperrventil schließen. Gasballast-Ventil öffnen, 2 - 3 Sekunden warten, dann Pumpe abschalten. Gasballast-Ventil wieder schließen. Die Objekte sollten etwa 20 Minuten in der Kammer unter Vakuum den Dämpfen ausgesetzt werden. Es besteht jedoch keine Gefahr der Überbedampfung, selbst wenn die Objekte z.B. über Nacht im Vakuum bleiben.

Wenn der Bedampfungsprozeß abgeschlossen ist, wird durch langsames Öffnen des Ablaßventils an der Kammer der normale Druck im Inneren der Kammer wiederhergestellt. Dann den Deckel der Kammer abnehmen, dabei möglichst weit von der Kammeröffnung wegbleiben. Es kann ein starker Geruch von Kleberdämpfen auftreten, die Augen, Nase und Hals reizen. Beweisstück aus der Kammer nehmen. Die Beweisstücke sollten zunächst für etwa 10-15 Minuten an der Luft "aushärten", bevor sie mit Pulvern oder Chemikalien behandelt werden.


Dual-Betrieb

Für den Betrieb von zwei Vakuumkammern mit einer Pumpe ist ein Dual Adapter lieferbar. Über diesen Y-förmigen Adapter wird die Pumpe mit den Schläuchen von beiden Kammern verbunden. Die zu untersuchenden Beweisstücke werden in die Kammern gelegt. Dann wird am Dual Adapter die Schlauchleitung zu einer der Kammern abgesperrt und die Pumpe in Betrieb gesetzt, um die andere Kammer zu evakuieren. Sobald hierin das Vakuum erzeugt wurde, wird die Schlauchleitung zu dieser Kammer am Dual Adapter abgesperrt und die Schlauchleitung zu der anderen Kammer geöffnet, die dann über die Pumpe evakuiert werden kann. Es wird nicht empfohlen, beide Kammern gleichzeitig mit einer Pumpe zu evakuieren, da dies zuviel Zeit in Anspruch nehmen würde. Es ist besser, den Bedampfungsprozeß unter Vakuum und die anschließende Untersuchung der Objekte nacheinander durchzuführen.


Untersuchung

Die meisten latenten Abdrücke, die in einem Aquarium oder einer ähnlichen Kammer mittels Superkleber entwickelt werden, weisen weiße Rippen auf, die auch ganz gut erkennbar sind, doch nachteilig hierbei sind die Ablagerungen der Dämpfe, die sich auch auf den Hintergrund niederschlagen. Bei Verwendung dieser Vakuum-Methode sind die vorhandenen latenten Abdrücke mit bloßem Auge vielfach nicht so gut sichtbar, aber nach Behandlung mit den entsprechenden Farbstoffen oder Pulvern sind die Spuren bei Betrachtung unter einer forensischen Lichtquelle oder einer UV-Lampe als scharfe, klare Abdrücke zu sehen. Manchmal sind die latenten Abdrücke nur sehr schwer zu erkennen; daher muß jedes einzelne Beweisstück sehr sorgfältig untersucht werden. Hierbei ist schräg einfallendes Licht von einer Taschenlampe hilfreich. Es wird empfohlen, diese Abdrücke vor der Weiterbehandlung zu fotografieren. Durch Auftragen eines normalen oder magnetischen Fingerabdruckpulvers, das einen guten Kontrast zum Hintergrund bildet, können die latenten Abdrücke optisch verbessert werden. Einige mit Superkleber bedampfte Abdrücke können mit normalem Fingerabddruck-Tape aufgenommen werden, sobald sie mit Pulver behandelt wurden. Die latenten Abdrücke sind recht dauerhaft und können normalerweise mehr als einmal aufgenommen werden. Manchmal ist sogar die zweite Aufnahme deutlicher als die erste.

Die Bedampfung unter Vakuum ist anderen Bedampfungsmethoden überlegen, vor allem dann, wenn eine anschließende Behandlung mit fluoreszierenden Farbstoffen oder Pulvern vorgenommen wird. Eine Bedampfung im Vakuum verhindert übermäßige weiße Ablagerungen auf der gesamten Fläche des behandelten Objekts, an denen fluoreszierende Farbstoffe oder Pulver haften bleiben und sich beim Beleuchtungsvorgang störend auswirken können. Die Wahl der zu verwendenden Pulver oder Chemikalien ist abhängig von den jeweils verfügbaren Behandlungsprozessen, der Oberfläche des Objekts und der Art des zu untersuchenden Falles.

Falls das Beweisstück ziemlich frisch ist (maximal etwa eine Woche alt), sollte es mit fluoreszierenden Pulvern (z.B. Redwop™ und Greenwop™) oder fluoreszierenden Magnetpulvern (z.B. Blitz-Red™ und Blitz-Green™) behandelt werden. Bei älteren Beweisstücken wird die Behandlung mit Flüssigfarbstoffen empfohlen (z.B. Ardrox, Rhodamin 6G und Basic Yellow 40).


Fotografieren der Abdrücke

Gut sichtbare, kontrastreiche Abdrücke können in der üblichen Weise fotografiert werden. Das Fotografieren von weißen, mit Superkleber entwickelten Abdrücken auf hellen oder transparenten Objekten erfordert jedoch in der Regel andere Beleuchtungstechniken. Wenn das Objekt transparent ist, kann man ein Stück Papier in einer kontrastierenden Farbe dahinter halten und dann wie üblich fotografieren. Alternativ kann die Lichtquelle hinter dem Objekt plaziert werden. Das Licht leuchtet durch die transparenten Flächen, doch die latenten Abdrücke erscheinen dunkel, weil sie lichtundurchlässig sind.

Wenn das Objekt hellfarben und nicht transparent ist, kann es erforderlich sein, auf den latenten Abdruck schwarzes Pulver oder Fluoreszenz-Farbstoffe und -Pulver aufzutragen, um den erforderlichen Kontrast herzustellen. Bei Verwendung fluoreszierender Farbstoff oder Pulver sollte zum Fotografieren die Anordnung gewählt werden, bei der die Abdrücke mit bloßem Auge am besten zu erkennen waren, d.h. die gleiche Wellenlänge, Farbe des Filters, und Lichteinfallwinkel.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:
Fluoreszierende Pulver
Fluoreszenz-Fotografie


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